Hommage an W. W. Anger

W. W.  Anger in drei Ausstellungen

Teil #1
Stadt/Land (Keiner weiß mehr), 1994/95
STILL/LEBEN, 1994
Ausstellungseröffnung: Mi, 19. November 2014, 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer bis 29.11.2014

Teil #2
FUCK YOU FUCK ME, 1993
Ausstellungseröffnung: Do, 4. Dezember 2014, 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer bis 12.12.2014

Teil #3
Homebase for Outer Space, 1999
Ausstellungseröffnung: Mi, 17. Dezember 2014, 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer bis 23.12.2014

„Erstaunlich ist jedenfalls, dass die Klarheit seiner Formensprache, die Sinnlichkeit seines Darstellungsvermögens und die anhaltende Aktualität seiner Fragestellungen im Zeitraum von eineinhalb Jahrzehnten nicht ausreichte, (s)eine eigenständige Position über einen kleinen Kreis der Kennerinnen und Kenner hinaus zu festigen. Dabei fehlt es (auch) bei W. W. Anger nicht an allgemeinen wie regionalen Anknüpfungspunkten. Persönliche wie methodische Referenzen sind möglich. In Katalogbeiträgen, Aufsätzen und Artikeln sind sie nachzulesen.“

subSysteme / sinnlicher Analytiker

Nach den expressiven Bildern von Josef Wurm präsentieren Wenzel Mraček, Arnold Reinisch und Jani W. Schwob in ihrer „neuen“ Kunsthalle Graz mit der Hommage an W. W. Anger einen dandyhaft ironischen, dabei überaus sinnlichen Analytiker. Man muss nicht besonders scharfsinnig sein, um aus dem Titel subSysteme, der das 2005 erschienene Werkbuch des Künstlers zitiert, die Nähe W. W. Angers zu Niklas Luhmanns Systemtheorie herauszulesen. Ähnlich wie Wolfgang Buchner mit Foucault hat sich der jüngere W. W. Anger vor allem in seiner Auseinandersetzung mit Luhmanns „Die Gesellschaft der Gesellschaft“um (s)einen Freiraum außerhalb des „Systems der Kunst“ bemüht. Er unterwarf sich weder dem Ideal einer „zu sich selbst befreiten Kunst“, noch ihrer Selbstverpflichtung zu einer gesamtgesellschaftlichen Utopie, sondern bemühte sich um Unterscheidung zu diesen klassischen Positionen der Moderne. Aus dieser Differenz ergab sich dann für W. W. eine „Kunst der Gesellschaft in der Gesellschaft“. Mit diesem Ansatz des „weder – noch“ wurde für W. W. Anger nicht nur der hiesige Kunstbetrieb etwas eng. Für ihn bedeutete das eine Entheroisierung der Künstlerperson und für sein OEvre eine formale Diversifizierung, die bei aller Unverwechselbarkeit nicht auf eine Handschrift“ abzielte. Die Fotografien, Tafelbilder, Objekte und Texte des Künstlers W. W. Anger entspringen keiner (triebhaften) Kreativität, sondern sind Hybride, Ergebnisse einer gegenseitigen Durchdringung von Lektüre und Material. Verstörend und faszinierend an Angers Objekten ist dabei der Verzicht auf ästhetische Selbstgenügsamkeit. Nicht der visuelle Aha-Effekt der jeweiligen Arbeit zählt, sondern die Anschlussfähigkeit seiner Arbeiten untereinander, wobei der Künstler das „System Kunst“ insgesamt sehr in Frage stellt. Beispielsweise lässt sich ein Granitblock von dem ein Schlauch in einen Metallzylinder führt – Kommunizierende Gefäße (Der Traum vom Bewußtsein) – weiter denken zu den Köpfen in miteinander verbundenen Plexiglaskugeln (subsysteme/Zellteilung). Es ist die Gedanken-Lust des Künstlers, in der seine Arbeiten wie in einem Medium wirken. Ein von W. W. Anger beigebrachtes Zitat von Laotse (?) dient als generelle Erklärung: „Das eigentlich Wirkliche eines Raumes sind nicht die Wände, es ist vielmehr die Leere, die sie umschließen“. W. W. Angers Arbeiten, die sich kaum als Wanddekoration eignen, sind selbst für Sammler sperrig – mit ein Grund für eine relative Unbekanntheit bei einer schon zu Lebzeiten stark geahnten Bedeutung. Der Sohn eines Tischlers, der an der Ortweinschule bei Pillhofer Bildhauerei und anschließend Bühnenbild studierte, verfügte über eine gleichsam ererbte, handwerkliche Lust. Es ist ein bitterer Hohn, dass der Siebenundvierzigjährige, der es liebte, langsam zu arbeiten – ganz so, als ob noch viel Zeit vor ihm läge –, 2004 völlig überraschend an einem Kopfaneurysma starb. Häufig von architektonischen Konstruktionen ausgehend, behandelt W. W. Anger das Bedürfnis nach Unterscheidung bzw. die unentrinnbare Uniformität und beschwört damit pathoslos Einsamkeit. Die „architektonisch“ vielleicht interessanteste Arbeit besteht aus einer Reihe Glaskästchen mit Hausmodellen in unterschiedlicher Größe auf einer leicht verdrehten Achse, als sollte so der Blick aus einem gerade anfliegenden Helikopter simuliert werden. Der Titel Stadt/Land (Keiner weiß mehr) wird durch aufgeklebte Sinn-Worte wie „grenzenlos“ „gemeinnützig“, „erdgeschichtlich“, „normal“ usw. zugleich verdeutlicht und rätselhafter. Wirklichkeits(de)konstruktion durch Manipulation der Blickachsen demonstriert auch die nicht gezeigte Arbeit.

Wenzel Mraček

 

Drei Ausstellungseröffnungen
Mi, 19. November 2014, 19:00 Uhr
Do, 04. Dezember 2014, 19:00 Uhr
Mi, 17. Dezember 2014, 19:00 Uhr

Kunsthalle Graz

Adresse:
A-8010 Graz, Conrad-von-Hötzendorf-Straße 42 a

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag: 16.00 bis 20.00 Uhr
An Sonn- und Feiertag geschlossen.

[email protected]

Tel.: +43 660 340 1747
Tel.: +43 681 102 19 172

ZVR-045765930

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