Part of the Game 2024 | Player 01
Evelyn Loschy | “Ins Blaue” | Videoinstallation
Ausstellungseröffnung: MI 24.04.2024, 18:00 Uhr
Dauer bis 17.05.24
„Ins Blaue“ wurde von Evelyn Loschy im Rahmen des KOMM.ST-Festivals 2016 in Zusammenarbeit mit dem Tagbau Rabenwald/Imerys Talc Austria GmbH, dem größten Talkbergbau-Unternehmen Mitteleuropas, realisiert. Eine bis ins 9. Jahrhundert zurückreichende Geschichte verbindet den Rabenwaldkogel (mit 1.280 Metern der höchste Berg des Jogllandes in der Oststeiermark) mit der Tradition des Bergbaus. Heute werden auf diesem Berg jährlich 100.000 Tonnen Talk abgebaut. Ausgangsmaterial für die Künstlerin war der im Tagbau Rabenwald abgebaute Kornstein, der in gemahlener Form als Talk zusammen mit Plastorit in der Farb- und Lackindustrie Verwendung findet.
Die finalen Skulpturen vereinen diese unterschiedlichen Materialzustände der Farbproduktion: das Ursprungsmaterial Kornstein mit dem daraus gewonnenen Rohmaterial Talk/Plastorit und dem Endprodukt, der flüssigen Farbe. Realisiert wurden sie durch Sprengung des Gesteins, einen der ersten Arbeitsschritte des Tagbaus.
Der ursprünglich drei Tonnen schwere und circa acht Kubikmeter große Kornstein wurde vor der Sprengung mit acht Löchern versehen. Zwei davon dienten der Platzierung von Sprengstoff, sechs der Befüllung mit einer Mischung aus Talkpulver, Plastorit, fünfzig Liter flüssiger Farbe in zwölf unterschiedlichen Blautönen und Farbpigmenten.
Ausgelöst wurde die Sprengung am 12. August 2016 um 10 Uhr durch die Künstlerin mithilfe des Sprengmeisters, der sie gemäß der gesetzlichen und betriebsinternen Vorgaben vorbereitet hatte.
Der performative Akt der Zerstörung wurde in Form von Fotografien und Videos dokumentiert. Diese Dokumentation sowie die Skulpturen, die sich in der Explosion und durch die Vereinigung des Steins mit der Farbe formen, transformieren den Akt der Zerstörung in einen der Schöpfung.
„Ins Blaue“ schießt in der Explosion die Farbe, nicht kontrollierbar durch die Künstlerin, die sich ab einem gewissen Punkt von der Verantwortung für die Schöpfung lösen muss. Anstatt der Unkontrollierbarkeit des Aktes, der bei dieser Skulptur Evelyn Loschys einmal mehr den kreativen Prozess an sich reflektiert, mehr Augenmerk zu schenken, verzichtet die Künstlerin auf die Intention, zielgerichtet zu handeln. Die Schöpfung an sich vereitelt diese Absicht. Der Vorgang selbst wird zum Zentrum künstlerischer Neugier, dem nur Vermutungen vorangehen.
Die Intention verliert sich im Blau(en), in das die Künstlerin schießt. Diese Redewendung, die der Skulptur ihren Titel verleiht, entscheidet auch die Farbwahl. Die Vielzahl an Schattierungen spiegelt die Möglichkeiten wieder, die der Prozess dem Blau bot, und die der Stein letzten Endes für sich entschieden hat. (Text: Ulli Leitner)
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