Eine Kooperation der Kunsthalle Graz mit der Diagonale – Festival des österreichischen Films
Soft Opening: MO 07.06.2021, 15:00 bis 20:00 Uhr
Dauer bis 18.06.2021
Öffnungszeiten: DI – FR von 16:00 bis 20:00 Uhr | SA 12.06. und SO 13.06 von 11:00 bis 17:00 Uhr
Die Ausstellung “Sensible Oberflächen” kreist um die Thematik des Auftauchens und der Einbindung von Fotografien in Formen der Pop-Kultur wie Film und Fernsehserien. Fokussiert werden die mit dem Medium Fotografie in Verbindung stehenden Rituale, Gesten und Handlungen. Besonders interessiert mich die Rolle der Fotografie als Akteur: wenn die Fotografie im Medium der bewegten Bilder in den Vordergrund tritt.
Fotografien treten im klassischen Erzählkino oft als Auslöser von Lust, Hass, Sehnsucht oder von mysteriösen Entdeckungen auf. Diese Emotionen provozieren Handlungen mit dem Objekt Fotografie wie Zerstören, Verbrennen, Zerreisen, Zerkratzen, Entstellen oder peinliche Momente, in denen Bilder verdeckt werden. In Szenen der Sehnsucht werden Bilder gestreichelt oder geküsst. Bilder werden dramatisch weggeworfen oder die Toilette runter gespült. Wie wird Fotografie angeordnet, aufbewahrt, wie kommt sie in Szenen zum Vorschein: in Geldtaschen aufbewahrte Kinderfotos oder in Smartphones verborgene Fotos der heimlichen Geliebten, die zum Vorschein kommen, in altarähnlicher Präsentation von manisch-obsessiven „Psychopathen“, die mit ihrer Foto-Obsession Ermittlerinnen und Opfer in Filmen schockieren. Oder Detektive, die das Fahndungs-Foto der aufzuspürenden Person vorzeigen. Das Foto tritt in unterschiedlichsten Gebrauchsanordnungen und Bedeutungszusammenhängen auf, ob repräsentativ als Beweis, als prominent platziertes Familienfoto oder in verborgenen, weniger repräsentativen Zusammenhängen zum Beispiel als Masturbationsvorlage. In Erzählstrukturen populärer Filme tritt beides in den Vordergrund, ob in versteckter oder repräsentativer Aufgabe des Mediums und bestimmt die Handlung. In Horrorfilmen kann die Fotografie als Objekt eine Sonderstellung einnehmen und wird zum magischen Objekt. Dort verlässt das Medium seine Objekthaftigkeit und beginnt autonom zu reagieren und kann sich vom Objekt der Betrachtung zum selbst handelnden Subjekt emanzipieren, wie zum Beispiel in dem Film <ES 1990>, in welchem in einer Szene eine Hand aus dem Foto auftaucht und den Betrachter packt. Die Rituale, in welchen Fotografien in TV-Serien und Filmen auftauchen, sind mannigfaltig und an technologische Veränderungen des Mediums geknüpft. So verändert die Digitalisierung des Mediums auch die mit ihm gepflegten Rituale. Das Streichen über das Foto ist dann nicht nur mehr zärtliche Geste, sondern Funktion. Auch das Löschen oder Zerstören von Fotografien am Endgerät hat eine andere Dramatik, als jene an einer ausbelichteten Fotografie.
In der Ausstellung sind Found-Footage-Sequenzen zu sehen, welche die Fotografie und deren Bedeutung als Requisite in Film und Fernsehen beleuchten. In den Filmszenen wird die Fotografie zum Träger von scheinbar greifbaren Erinnerungen oder Sehnsüchten, die angefasst und berührt werden wollen, um der Abbildung näher zu kommen oder um das Objekt der Abbildung symbolisch zu verletzen oder ihm etwas anzutun. In einer Konzentrierung dieser Szenen wird in der Ausstellung diesen rituell anmutenden Handlungen nachgegangen.